Jetzt ist es schon Donnerstag und ich habe immernoch nicht ueber unseren Wochenendtrip nach Goa berichtet. Bevor ich alles wichtige vergesse, hier also jetzt endlich der Bericht. Vor genau einer Woche war hier in Indien ein Feiertag. Daraus resultierte die bei Arbeitnehmern sehr beliebte Moeglichkeit, mit nur einem Urlaubstag gleich vier Tage in Folge frei zu haben. Die nutzten wir (“wir” sind in diesem Fall Kirstin, Michael und ich) aus und flogen Donnerstag gegen 14 Uhr mit Air Deccan, einem indischen Billigflieger, nach Goa. Vorher hatten wir uns schon von einer Team-Assistentin dort drei Zimmer fuer je 200 Rupien (rund 4 Euro) pro Nacht besorgen lassen.
Schon der Hinflug begann ein wenig kurios. Wir trafen naemlich eine Arbeitskollegin mitsamt ihres Freundes, die ebenfalls nach Goa fliegen wollten – allerdings in ner anderen Maschine. Ihre eigentliche Maschine war einige Stunden frueher als geplant abgeflogen und jetzt waren sie auf einen Flug kury vor unserem umgebucht worden. Wir gingen aber gleich wieder getrennter Wege, wenn auch nicht fuer lange, wie wir spaeter merken sollten… Die restliche Zeit vor dem Abflug verbrachten wir im ziemlich trostlosen Warteraum ohne wirkliche Beschaeftigung, weil der Bangalorerer Flughafen leider nur ein sehr kleines Buchgeschaeft zu bieten hat. Ein paar schlechte Witze darueber, wie schlecht unsere Unterkunft wohl sein wuerde, sonst im Wesentlichen Langeweile und Samosa. Im Flieger sass ich neben einer jungen Inderin, die ganz nett war. Wir unterhielten uns kurz darueber, was ich mir noch alles in Indien angucken sollte und was ich in Indien machen wuerde. Danach hoerten wir dann aber beide Musik – sie ueberraschenderweise Rammstein.
In Goa angekommen stiegen wir in ein vorab bezahltes Taxi (direkt vor dem Flughafen gibt es den entsprechenden Taxistand, der die Preise zu den Staedten in der Umgebung als grosse Tafel angeschlagen hatte, was Verhandlungen ueberfluessig machte) und fuhren nach Calangute/Baga. Das sind eigentlich zwei Staedte, die aber so weit gewachsen sind, dass es jetzt keine wirkliche Grenze mehr gibt. Auf dem Weg fielen uns sehr schnell zwei grosse Unterschiede zu Bangalore auf: Es gab Strassen, die diesen Namen verdienten und es stank nicht so. Die Luft war meist richtig gut. In Calangute trafen wir uns in einem Restaurant mit einem Bekannten der Team-Assistentin, die uns die Zimmer besorgt hat, der uns dann zu unserer Unterkunft brachte. Die Zimmer waren etwas besser, als wir gedacht hatten – immerhin hatten wir jeder ein eigenes Bad. Trotzdem waren die Zimmer ziemlich heruntergekommen, vor allem waren sie vermutlich dieses Jahr noch nicht gesaeubert worden und ob das fuer letztes Jahr anders ist wuerde ich nicht beschwoeren wollen. Aber sie waren fuer die kurze Zeit schon ok und ausserdem sehr nah am Strand gelegen. Beim Besuch des dritten Zimmers, das anders als die anderen beiden im 1. Stock war, wurde uns dann offenbart, dass der Preis doch nicht 200 Rupien pro Zimmer und Nacht war, sondern fuer dieses Zimmer (warum auch immer…) 300 Rupien betrug. Aber auch das war noch ok. Also nahmen wir die Zimmer und nach kurzem frischmachen ging es an den wenige Meter entfernten Strand.
Dort war es richtig schoen. Der Strand war unuebersehbar touristisch gepraegt, aber trotzdem sehr schoen. Wir gingen ein bisschen umher, ich kaufte mir Flip-Flops und dann gingen wir erstmal Essen – im Kamasutra, einem indischen Restaurant, dessen Namensgebung uns nicht ganz verstaendlich wurde. Das einzige, was irgendwie mit dem Kamasutra zu tun hatte war ein Lampenstaender dem man mit etwas Phantasie weibliche Formen andichten konnte und der Name des einzigen Desserts auf der Karte: “Sin”. Trotzdem war das Essen sehr gut, insbesondere die Vorspeisen und ihre Saucen waren sehr lecker. Wir blieben noch etwas in dem Restaurant und lauschten der Lounge-Musik und gingen dann wieder an den Strand um den Abend bei einem Kingfisher ausklingen zu lassen.
Am naechsten Morgen ging es zu Lila. Lila ist ein Restaurant, dass auf Goa von einem deutschen Ehepaar betrieben wird und das unser Reisefuehrer, der Lonely Planet, fuer sein sehr gutes Fruehstueck geruehmt hat. Dem kann ich nur zustimmen. Es gab Crossaints, Cappucino, Cafe Latte, Schinkenomlettes und Bacon mit Spiegelei, dazu halbwegs richtiges Brot. Alles war sehr lecker, nur im Schinkenomlette war ein bisschen zu viel Schinken. Hier trafen wir auch die Arbeitskollegin und ihren Freund wieder… So gestaerkt gingen wir dann an unser anstrengendes Tagewerk: Am Strand liegen und den Frucht-/Tuch-/Schmuck-Verkaeuferinnen erklaeren, dass wir nichts kaufen wollten. Schnell waren drei Liegen und zwei Sonnenschirme gesichert und dann wurde ausgeruht. Es wurde ein sehr ereignisloser, dafuer aber umso erholsamer Tag. Bis es so langsam dunkel wurde bestellten wir nur ab und zu neues Wasser oder etwas zu Essen (auch einmal eine sehr leckere Ananas bei einer Fruchtverkaeuferin) und bewegten uns hoechstens mal in den Ozean und wieder zurueck. Bevor wir Abendessen gingen, sind wir nochmal kurz in unsere Unterkunft gegangen – wo ich unangenehmen Besuch bekommen hatte. Zwei Kakerlaken hatten mein Badezimmer zu ihrem neuen Heim gemacht. Nun bin grade ich nun wirklich kein Insektenfreund, so dass ich mir erstmal Hilfe in Form von Michael und Kirstin holte. Kirstin ist ebenfalls nicht grade gut auf Viechzeugs zu sprechen, Michael versuchte immerhin, wie Kakerlaken mit einem Blatt Papier aus dem Zimmer zu bekommen. Das half aber nicht viel. Also ging ich zu den Besitzern des Hauses und fragte sie um Rat. Die Hausherrin nahm eine Dose Insektenspray und ging damit auf die Viecher los, was die beiden sehr schnell toetete. Ab diesem Zeitpunkt bewegte ich mich nur noch sehr vorsichtig durch mein Zimmer, aber es waren keine weiteren Kakerlaken zu entdecken. Die Dose behielten wir trotzdem vorsichtshalber da. Danach folgten wir dann wieder einer Empfehlung des Lonely Planets und gingen zu Domingo’s, einem Restaurant, dass so ziemlich die besten Steaks in Goa haben sollte. Die Steaks dort waren auch wirklich sehr gut, leider war die Beilage etwas klein geraten. Ans Kamasutra kam dieses Restaurant schon wegen seines ziemlich billigen Ambientes nicht ran, von Neonroehren beleuchtete Baumarktgartentische stinken gegen stilvoll beleuchtete Holz-Tische mit Baenken und Sofas halt ab. Nach dem Domingo’s ging es dann ins quasi nebenan gelegene Tito’s. Tito’s ist ein sehr bekannter Club in Goa. Er ist sogar auf den offiziellen Strassenschildern vermerkt – was ihn aber auch nicht besser macht. Die Einrichtung wirkte so, als habe sie jemand geplant, der durchaus wusste, was einen Club gut aussehen laesst. Leider muss dann beim Bau das Geld ausgegangen sein, die Verarbeitung ist teils mehr als nur billig. Dazu kam noch, dass die gespielte Musik (Hip-Hop) keinem von uns drei so wirklich zusagte, so dass unser Besuch hier nur sehr kurz waehrte. Fuer den Rueckweg waehlten wir den Weg ueber den Strand, wo wir kurz vor unserer Unterkunft nochmal Halt machten und uns nochmal in gemuetliche Stuehle setzten und dort blieben, bis der Laden schloss. Wieder in meinem Zimmer ging die Kakerlakensuche nochmal los – es waren aber keine zu sehen. Also legte ich mich ins Bett und machte mir Mut, dass das angelassene Badezimmerlicht die Kakerlaken wohl abgeschreckt hatte – bis ich kurz vor dem Einschlafen den sich bewegenden Schatten sah. Die naechste halbe Stunde brachte ich damit zu, Kakerlaken zu toeten, das Zimmer zu durchsuchen, keine mehr zu finden, mich wieder zu beruhigen, wieder eine irgendwo hervorkriechen zu sehen… – das ganze 4 Mal, so dass ich am Ende 6 Kakerlaken im Zimmer gehabt hatte. Danach spruehte ich alle Oeffnungen die ich finden konnte vorsorglich mit dem Anti-Kakerlaken-Spray ein und nach einiger Zeit konnte ich tatsaechlich schlafen. Uebrigens hielt sie das wirklich bis zum Ende unseres Aufenthaltes aus dem Zimmer, jedenfalls habe ich keine mehr gesehen.
Am naechsten Morgen, also Samstagmorgen, fruehstueckten wir am Strand, was sich jedoch als Fehler erwies. Das Essen war halbwegs ok, der Kaffee aber eine Katastrophe. Nescafe mit H-Milch ist halt doch nicht wirklich ein leckerer Cafe Latte. Danach wollten wir uns einen anderen Strand angucken: Colva. Dieser Strand ist etwa anderthalb Autostunden suedlich von Calangute. Also auf zum Taxi. Hier erlebten wir eine Ueberraschung: Gleich der erste machte uns ein gutes Angebot. Er wollte 1000 Rupien dafuer haben uns dort hinzubringen, dort bis zum Abend zu warten und uns dann wieder zurueckzufahren. Insbesondere wenn man bedenkt, dass der Strand noch hinter dem Flughafen lag, also schon die einfache Fahrt rund 750 Rupien kosten wuerde, war das voellig ok. Wir nahmen das Angebot also an und stiegen ein. Auf dem Weg erzaehlte der Fahrer uns sehr viel ueber Goa und die Gegend, was einerseits ganz nett war, andererseits in dieser Menge aber dann doch irgendwann nervte. Trotzdem war der Fahrer ganz nett und die Fahrt ging recht schnell. In Colva angekommen gingen wir an den Strand – und waren ueberrascht. Ganz im Gegensatz zum von britischen Touristen ueberlaufenen Calanguter Strand war der Strand von Colva ziemlich leer und offensichtlich fest in indischer Hand. Ausserdem war er sehr viel schoener als der von Calangute. Trotzdem fanden wir recht schnell drei freie Liegen und legten uns dort hin. Ganz untouristisch ging es aber auch hier nicht ab – es gab auch hier Schmuckverkaeuferinnen, die uns auch gleich belagerten. Nach ewig langem anprobieren und in-die-Hand-gedrueckt-bekommen wurden es schliesslich zwei Fusskettchen fuer Kirstin. Ich war kurz davor ein recht schoenes Tuch zu kaufen, aber ob des eh schon sehr vollen Rucksacks kaufte ich es dann doch nicht – hier in Bangalore kriegt man solche Tuecher ja auch. Unser restlicher Tagesablauf unterschied sich nicht wesentlich vom Tag davor: Auf den Liegen liegen und ab und zu ins Wasser – viel mehr passierte nicht. Abends ging es wieder ins Kamasutra. Leider war mir die extreme Klimaanlage im Tito’s am Abend zuvor nicht gut bekommen, so dass ich danach ins Bett ging.
Unseren letzten Morgen verbrachten wir wieder bei Lila – und trafen zum dritten und letzten Mal in unserem Urlaub die Arbeitskollegin wieder. Nach dem Fruehstueck gingen wir dann nach Hause und packten unsere restlichen Sachen zusammen um dann um 11 Uhr in das Taxi zu steigen, dass uns zum Flughafen bringen sollte. Dort stiegen wir mit nur einer halben Stunde Verspaetung in unseren Flieger und flogen wieder zurueck in unser temporaeres Zuhause Bangalore.