Coorg

Am letzten Wochenende ging es nach Coorg. Besichtigt werden sollte vor allem der dortige Tempel, das angeblich groesste tibetanisch-buddhistische Kloster ausserhalb von Tibet mit rund 2000 Moenchen. Der Rest des Wochenendes war noch nicht verplant, das wollte wir auf dem Weg oder dort ad hoc machen.

Als wir also am Freitagnachmittag aufbrachen war noch nicht sehr viel geplant. Es gab einen SprinterTempo Traveller, den wir gemietet hatten, reservierte Hotelzimmer und 14 Leute, die neben dem Wagen standen. Leider hatte der Sprinter nur 13 Sitzplaetze (plus Fahrer). Also mussten wir uns ueberlegen, wie wir das machen konnten. Aber wir sind ja in Indien, da ist es voellig normal, dass mehr Leute als Sitze in einem Auto sind. Also gab es halt einen zusaetzlichen Sitzplatz auf dem Boden. In Deutschland haette man vielleicht einfach ein bisschen enger zusammenruecken koennen und haette dann schon einen mehr auf eine Bank bekommen, aber davon gehen die Inder einfach aus. Auf der Breite, die in Deutschland 3 Sitze einnehmen, sind hier 4. Wenn dort Leute meiner Statur (und ich bin eigentlich nicht auffaellig breit) platznehmen wird das nichts. Da sitzt man halb aufeinander und kann sich nicht mehr anlehnen. Deswegen war die Fahrt auch nicht sonderlich bequem. Das war besonders toll weil sie 7 Stunden dauern sollte. Um kurz vor 4 ging es hier los, im Hotel waren wir nach 11. Zwischendurch hielten wir an einem indischen Restaurant und assen zu Abend. Danach wurde der Rest der Fahrt gerettet indem wir Rang De Basanti kauften. Auf Hindi. Wir verstanden also nur etwa 5% des Textes (naemlich den, der ausnahmsweise mal Englisch war) und mussten uns von Mana, die mitgekommen war und als Inderin natuerlich Hindi spricht sowie von den anderen, die den Film schon mit engl. Untertiteln gesehen hatten erklaeren lassen. Ingesamt verstand ich trotzdem vieles erst so wirklich nach dem Ende als es dann nochmal genauer erklaert werden konnte und frage mich immernoch, warum man aus 2 Stories, die nichts (ausser den Personen) gemein haben, einen 3-Stunden-Film gemacht hat anstatt zwei Filme draus zu machen.

Im Hotel angekommen wurden wir von einem ehemaligen Krankenpfleger in Frankfurt begruesst, der jetzt im Hotel als Masseur arbeitet. Er konnte zwar halbwegs Deutsch, hoerte aber trotz hoergeraet sehr schlecht, so dass Unterhaltungen sehr schwer waren. Auf dem Weg in unsere Zimmer dann die naechste Ueberraschung: Eine riesige Menge Ameisen kletterten im Treppenhaus herum. Grosse Ameisen, ca. 1,5 cm lang. Uns wurde aber versichert, dass die nicht in den Zimmer sein und sowieso erst am gleichen Tag angekommen sein. Sie wuerden schnell wieder verschwinden. Trotzdem war ich froh, dass mein Zimmer weit weg vom Treppenhaus lag. Die Zimmer waren recht spartanisch eingerichtet. Ein grosses Doppelbett, ein Schrank, ein Tisch mit zwei Stuehlen – und ein grosser Fernseher. Der Fernseher kostete wahrscheinlich etwa die Haelfte der ganzen Ausstattung. Das Badezimmer war allerdings noch spartanischer. Toilette, Waschbecken, zwei Wasserhaehne und zwei Eimer. Die beiden Eimer waren die Dusche. Immerhin gab es scheinbar warmes Wasser, wofuer sonst zwei Wasserhaehne? Aus dem einen kam aber nichts raus.

Am naechsten Morgen kam dort dann aber wirklich warmes Wasser raus. Also wurde geduscht und dann ging es auf zum Fruehstueck ins Hotel Green. Wir wussten, dass das in der Naehe war, aber nicht wo genau. Also steigen wir ins Auto und fuhren aus der Hoteleinfahrt – und parkten auf der anderen Strassenseite vor dem Hotel Green. Dort gab es Omlette (natuerlich nur echt mit Zwiebeln und gruenen Chillischoten, dazu Ketchup), Toast (mit Fruchstueckchen), Kaffee (mit viel Milch und mehr Zucker pro Glas als in einer Flasche Cola enthalten ist) und indisches Brot (Parota). Einige ganz wagemutige bestellten sich Ruehrei mit Gewuerzen, was aber wohl auch recht lecker war, wenn auch shaerfer als der Rest. Das Fruehstueeck war insgesamt lecker, aber wir hatten die Kueche ueberfordert und das Fruehstueck dauerte so sehr lang.

Nach dem Fruehstueck ging es zum goldenen Tempel. Dieser war schon von weitem gut zu sehen, denn er war, wei der Name vermuten laesst, goldverkleidet. Jedenfalls sah man auf einem kleinen Huegel ein goldenes Dach. Drumherum hingen an sehr vuielen Baeumen Flaggen, die mit Buecherkopien bedruckt waren. Das sah durchaus beeindruckend aus. Im Tempel angekommen ging es nicht minder beeindruckend weiter. Im Hauptgebaeude standen drei riesige goldene Statuen (jede geschaetzte 3-4 Meter hoch), jeder Quadratzentimeter Wand war bemalt. Unten mit eher unschoenen Bildern von Feuer, aufgespiessten oder gekochten Menschen und Wesen mit Menschenkoerper aber Tierkoepfen, darueber dann eine wilde Mischung aus Gottheiten und Menschen. Einige Waende waren jedoch auffallend anders. Ihre Grundfarbe war nicht gruen sondern schwarz und sie enthielten sehr viele Totenkoepfe und Skelette. Trotzdem sahen auch diese Waende gut aus.

Auf der Tempeltour kamen wir dann unter einem hohen Bogen durch. Das, was wir da an der Decke sahen, sah aber nicht wirklich schoen aus: Bienen. Eine Menge Bienen. 2 komplette Bienennester waren schon da, 2 weitere im Bau. Wir wollten uns lieber nicht ueberlegen was passieren wuerde, wenn die Bienen irgendwann mal nicht mehr nett sein wollten…

Leider war am Samstag in dem Tempel aber nichts weiter los, so dass wir mit der Besichtigung schnell durch waren. Nach dem Tempel gingen wir aber erstmal zur Nahe gelegenen kleinen Einkaufsstrasse. Dort gab es aber nur Kitsch wie Winkekatzen , so dass ich die Laeden nicht besonders spannend fand. Von dort ging es dann zu einer Kaffeplantage. Unser Fahrer fuhr uns dort auch hin – und sagste uns dann dort, dass man dort nur mit Genehmigung des Besitzers reinkommt. Sowas hatten wir aber natuerlich nicht. Also wurde schnell umgeplant und es ging zu einem Ort, dessen Namen ich vergessen habe. Dort wollten wir Elefanten reiten. Aber auch das war eine Pleite: Das geht nur morgens. Also wurde schon wieder umgeplant und es ging nach Orange County, wo wir essen wollten. Dort kamen wir so gegen halb 4 an und wurden im Golfwaegelchen vom Empfang zum Restaurant gefahren. Leider waren die Golfwaegelchen zu klein und der Regen zu stark, so dass meine rausguckenden Knie voellig durchnaesst wurden. Aber das recht leckere Buffet machte das wieder wett. Als gegen kurz nach 4 alle fertig waren wollten wir eigentlich mit der um 4 startenden Gewuerztour mitgehen. Die war aber – und das in Indien! – puenktlich gestartet. Also machten wir eine eigene Tour durch das Ressort und guckten uns Kaffee an. Danach ging es nach Hause ins Hotel, wo wir noch was assen und dann schlafen gingen.

Am naechsten morgen um 6:30 wurden wir von der gegenueber stattfindenden Hochzeit geweckt. Die musikalische Untermalung war doch sehr laut und die Balkontueren nicht wirklich schallisolierend. Kurz danach wollten wir aber eh aufstehen, weil wir ja an diesem Morgen die Elefanten besuchen wollten. Nach einem Fruehstueck im gleichen Restaurant wie am Tag zuvor (diesmal liefen wir) ging es dann auch los zu den Elefanten. Dort funktionierte diesmal alles und wir konnten reiten. Die Tour war jedoch sehr kurz, nur rund 5 Minuten sassen wir auf einem Elefanten, aber trotzdem war es ganz lustig. Elefanten fuehlen sich sehr komisch an, vor allem mit ihren Stoppelhaaren.

Nach der Elefantentour ging es dann nochmal zum goldenen Tempel, wo wir uns einen Gottesdenst anguckten. Jedenfalls den Anfang, nach etwa 15 oder 20 Minuten sind wir gegangen. Bsi auf Gesaenge und ab und zu Trommelschlaege gab es dort nicht sehr viel zu sehen. Nur am Anfang lief ein Moench mit Raeucherstaebchen durch den Tempel, was ganz interessant aussah, weil der Moench sehr festlich geschmueckt war.

Damit war unsere Tour durch Coorg dann auch beendet und wir fuhren wieder Richtung Bangalore. Auf dem Weg hielten wir an einem kleinen indischen Restaurant zum essen. Das essen war ziemlich lecker, aber es dauerte 2 Stunden, bis wir alle was gegessen hatten. Eine Gruppe aus 14 Leuten hat die Kueche ein wenig ueberfordert. Trotzdem war es ein schoener Restaurantbesuch. Und billig: 100 Rupien fuer jeden. Dort sahen wir auch eine Gruppe Schweine, die in der Naehe lebten und uns zwei Mal besuchen wollten. Auf unser “ich nehme das zweite von links” haben die Kellner aber leider doch nicht reagiert sondern die Schweine nur weggescheucht.

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