Zwei Wochen bin ich jetzt schon in Bangalore. Zwei Wochen staubige Strassen, stinkende Abfallberge und krasser Verkehr – aber auch zwei Wochen sehr nette Leute, sehr gutes Essen, schoenes Wetter und viele spannende neue Erfahrungen. Und der positive Teil ueberwiegt ganz klar. Und, was mich wundert: Die negativen Teile werden nicht nur vom positiven Aufgewogen, sie fallen einfach weg. Der Verkehr, den ich anfangs sehr extrem fand, faellt mir kaum noch auf. Selbst in Rikschas in der Innenstadt bringt mich nichts aus der Ruhe. Hupen hoere ich kaum noch und dass zum naechsten Auto teilweise keine 15 cm fehlen (waehrend der Fahrt! An der Ampel sinds keine 5) ist halt normal geworden. Die staubigen, dreckigen Strassen sehe ich kaum noch, nur die Schlagloecher fallen noch ab und zu auf. Insgesamt gewoehne ich mich zunehmend an das indische Leben. Natuerlich ist hier vieles anders – aber das ist auch gut so. Wenn ich deutsches Leben haette behalten wollen, haette ich auch in Deutschland bleiben koennen…
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Restaurantfuehrer durch Bangalore
Das Wochenende war von Restaurants gepraegt. Freitag ging es ins Olive Beach, ein mediterranes Restaurant hier in Bangalore. Ich habe einen Salat und danach eine Pizza gegessen. Der Salat war sehr gut, die Pizza aber nur mittelmaessig. Der Teig war viel zu fest, am Rand konnte man ihn problemlos zerbrechen. Aber die anderen waren vom Essen begeistert, also werde ich da beim naechsten Besuch einfach keine Pizza essen. Trotzdem war es ein sehr gutes Restaurant, was man bei dem Preis auch erwarten kann. Rund 1.000 Rupien (20 Euro) fuer ein Abendessen sind fuer indische Verhaeltnisse extrem teuer.
Samstag ging es dann ins naechste Restaurant, das Hypnos. Eigentlich ist das Hypnos eine Cocktailbar, die aber auch exzellentes Essen serviert. Wir waren schonmal im Hypnos, es ist naemlich gleich angrenzend an das Samarkand, das ich am ersten Wochenende schon besucht habe. Die beiden Restaurants teilen sich die Kueche und die Toiletten. Im Hypnos gab es sehr leckere frittierte Mozarella-Scheiben als Vorspeise und danach Pfeffersteak. Und was fuer eins. Richtig gutes, leckeres Fleisch in sehr leckerer Sauce. Dazu Brot und etwas, was ein bisschen nach Reibekuchen aussah, aber anders schmeckte – auch sehr lecker.
Nach dem Hypnos ging es zu Sundeep (so wird der Name gesprochen, ob er sich auch so schreibt weiss ich leider nicht), wo wir auf dem Dach seines Hauses sassen. Leider waren wir nicht allein – ca. 1 Mio Muecken fanden das Hausdach auch sehr schoen. Nach wenigen Minuten wurden Raeucherstaebchen gegen Muecken geholt, die aber nur bedingt halfen. Ausserdem waren wir alle schon ziemlich zerstochen. Wir gingen also nach einer halben Stunde dann vom Dach weg und in Sundeeps Zimmer, wo wir aber auch nicht sehr lange blieben, weil wir sehr muede waren. Wir wurden von Freunden von Sundeep dann nach Hause gefahren – mit 6 Leuten in einem Auto, dass etwa die Groesse eines VW Polo hat.
Sonntag sind wir zum Beach gefahren. Das Beach ist ein Restaurant, original mit Palm-Staemmen als Tischen und Stuehlen, einem kleinen Strand am Wasser (Teich…) mit Wellen und Sand als Boden. Hier gab es fuer mich Lamm mit Gemuese in einer sehr leckeren Sauce. Ein wenig scharf, aber auch fuer Westeuropaer noch vertraeglich. Auch hier war das Essen sehr gut. Gleich zu Beginn des Besuchs fiel der Strom fuer einige Minuten aus, interessanterweise war es dadurch nur dunkel, nicht leise. Die Anlage war scheinbar an eine Notstromversorgung gekoppelt, die Beleuchtung offensichtlich nicht. Leider wechselte die Musik vom Anfangs laufenden Chill-House auf Pop und schliesslich auf Live-Musik. Live-Musik ist natuerlich eigentlich schoen – aber muss James Last wirklich sein?
Guesthouse – der Umzug
Gestern Nacht war es soweit – ich musste aus meinem Zimmer ausziehen und ins Fernsehzimmer umziehen. Ich erfuhr das erst um 11 als ich ins Bett gehen wollte, also musste der Umzug schnell gehen. Ich raffte meine Sachen zusammen, trug sie die paar Meter ins Fernsehzimmer und legte sie erstmal irgendwie ab. Nachdem alles drueben war, steckte ich den Mueckenschutz (Good Knight. Wie lange die Marketingabteilung wohl fuer dieses Wortspiel gebraucht hat?) in die Steckdose und legte mich ins Bett. Eine Klimaanlage gab es in dem Zimmer leider nicht, also musste der Deckenventilator laufen. Damit konnte ich auch recht schnell einschlafen. Jedoch wachte ich immer wieder auf. Der Mueckenschutz schien voellig zu versagen, ich war innerhalb von 2 Stunden um 5 oder 6 Mueckenstiche reicher. Ich ueberlegte, ob ich den Mueckenschutz vielleicht zu weit weg eingesteckt hatte und entschied mich, ihn naeher ans Bett zu holen. Dabei sah ich dann den Grund, warum er versagt hatte – ich hatte ihn nicht richtig eingesteckt und so war er wieder aus der Steckdose gerutscht und ausgegangen. Bei den Mueckenmengen in Koramangala ist das keine gute Sache. Also suchte ich mir eine naehere Steckdose und steckte ihn dort richtig ein. Damit war das Mueckenproblem fuer die Nacht auch geloest. Was jedoch nicht wirklich zu besserem Schlaf fuehrte. Das Zimmer war deutlich lauter als das vorherige. Ich schob es darauf, dass es zur Strasse raus ist. Heute Morgen entdeckte ich dann, dass das nicht der Grund war – der Grund war ein offen stehendes Fenster. Durch dieses konnte ich einfach den Strassenlaerm und die Hunde deutlich besser hoeren, weshalb ich heute Nacht kaum mehr als eine Stunde durchgeschlafen habe. Trotzdem bin ich ueberraschend fit…
Goa mit AirDeccan
Was ich schon angekuendigt hatte ist jetzt sicher: In knapp 2 Wochen geht es nach Goa. Am 30.3. fliegen wir hin, am 2.4. wieder zurueck. Gestern habe ich die Fluege gebucht – und gleich mal einen kleinen Schock verpasst bekommen. Nachdem ich alles eingegeben und bestaetigt und sogar bezahlt hatte, wollte ich die Tickets ausdrucken. Doch in dem Fenster erschien nur ein One-Way-Ticket fuer den Hinflug. Unter “inbound flight” erschien kein Ticket. Also nochmal zurueckgegangen und gecheckt – ja, ich hatte two-way gebucht. Auf ging es in die Details der Buchung. Dort erschien auch der Rueckflug. Also wo war das Ticket versteckt? Als ich es nochmal oeffnete fand ich es dann: Scheinbar war wegen der nicht grade guten Internetverbindung hier der Ladevorgang genau vor dem Rueckflugticket abgebrochen. Jetzt erschien das Ticket problemlos und ich konnte es ausdrucken. Damit sind alle Vorbereitungen getroffen. Ein Hotel werden wir uns direkt in Goa besorgen, da werden wir vorab keins buchen. Ich bin gespannt, bisher habe ich nur Gutes ueber Goa gehoert.
Guesthouse die x.
Im Guesthouse war doch noch ein Zimmer frei, ich hatte mich nur verzaehlt.
Abschiedsparty
Gestern stand mal wieder ein Abschied an. Jedoch nicht aus dem Guesthouse, sondern nur eine Bekannte eines Guesthouse-Bewohners, die heute wieder nach Hause fliegt. Um diesen Abschied zu feiern sind wir (die ganzen Guesthouse-Bewohner, zwei Indische Bekannte und natuerlich die zu feiernde) in eine Bar in einer der Malls hier gegangen. Die Bar war sehr teuer eingerichtet. Ledersessel, dunkles Holz – insgesamt schwer an alte englische Reichenhaeuser erinnernd. Dort war es sehr schoen – bis auf die Musik. Da fliegt man ueber 7000 km nach sued-osten um dann in einer Bar Modern Talking – You’re my heart, you’re my soul zu hoeren…
Wochenende
Dieses Wochende war nicht besonders produktiv. Samstag und Sonntag sind Kirstin und ich (zusammen mit Klaus und zwei aelteren normalen Angestellten, mit denen wir nichts zu tun haben, waren wir die einzigen, die im Guesthouse waren) shoppen gegangen. Eine Hose und ein Mueckenvernichtungsmittel sind fuer mich dabei rausgesprungen. Eigentlich war geplant, sich den Palast hier in Bangalore anzugucken – bis uns am Samstag beim Mittagessen (zu dem wir von einem indischen Arbeitskollegen von Kirstin zu einem Italiener eingeladen wurden) aufgefallen ist, dass wir weder wussten, wo der war noch wie er offiziell hiess. Und mit “Palace” konnte der Inder nichts anfangen, also erwarteten wir nicht, dass Rikscha-Fahrer damit wirklich mehr anfangen konnten.
Auf dem Rueckweg vom Samstags-Shopping hatten wir mal wieder Spass mit einem Rikscha-Fahrer. Wir gingen zu ihm, sagten ihm, wo wir hin wollten und er nickte. Also eingestiegen und los. Er machte jedoch keine Anstalten, sein Meter anzuschalten. Wir also: “Turn on your meter” “no, (wirres halb-englisch)” “Either turn on your meter or stop” “no, (wirres Zeug)” – so ging das einige hindert Meter. Dann wollte er einen Festpreis hoeren. Also bot ich ihm 30 Rupien. Er lehnte ab (normalerweise kostet die Strecke etwa 40-45 Rupien). Also sagten wir, er solle halt das Meter anschalten. Das tat er dann – jedenfalls drehte er am Schalter dafuer. Das Meter ging aber nicht an. Das wusste er auch, also sagte er: “See, no meter…”. Aber auf Festpreisverhandlungen wollten wir uns nicht einlassen, also sagten wir ihm wieder, dass er stoppen sollte. Das tat er dann auch – und wollte ploetzlich 10 Rupien fuer die Strecke, die wir waehrend der Verhandlungen gefahren waren. Das fanden wir eher lustig und stiegen einfach aus und gingen zum naechsten Fahrer. Der nahm uns zwar nicht mit, aber der danach nahm uns ohne zicken mit und schaltete sofort sein Meter ein, ohne ueberhaupt erst zu fragen. Warum nicht gleich so?
Guesthouse mal wieder
Heuteabend wird es im Guesthouse mal wieder spannend. Alle Zimmer sind belegt und es soll wieder jemand ankommen. Nach meinem Wissen und dem, was ich am Fruehstueckstisch so erfahren habe, wird niemand vorher ausziehen. Andererseits hiess es, dass ich bis zum 24. in meinem Zimmer bleiben wuerde. Wurde da schon wieder was verschlafen? Mal gucken, was der Abend so bringt…
Service in Bangalore
Wie ich schon geschrieben hatte, waren wir gestern im 13th floor. Dort habe ich den Hoehepunkt des Service erlebt. Ich war auf Toilette und ein Angestellter des Restaurants stand dort neben dem Waschbecken. Als ich auf das Waschbecken zukam drehte er das Wasser auf, so dass ich meine Haende waschen konnte. Als ich dann meine Haende gewaschen hatte, nahm er einige Papiertaschentuecher aus der entsprechenden Box und gab sie mir. Wie ich nachher erfahren habe, hat er jemandem sogar die Seife gegeben, also er hat auf den Spender gedrueckt, als derjenige die Haende unter der Ausgabeoeffnung hatte.
Grundsaetzlich muss man sich an die Menge des Services, die man hier erlebt, erst gewoehnen. Im Guesthouse wird fuer uns gespuelt, aufgeraeumt und geputzt. Benutzte Glaeser kann man einfach stehen lassen, sie werden recht schnell weggeraeumt, gespuelt und wieder in den Schrank gestellt. Beim Fruehstueck muss man sich nur hinsetzen und bekommt Toast gebracht. Wenn man was anderes moechte, muss man das nur sagen. In Restaurants bekommt man Getraenke grundsatzlich in geschlossenen Flaschen, die am Tisch geoeffnet werden (wegen der bekannten Hygieneprobleme). Dass einem dann auch eingeschenkt wird ist ja noch verstaendlich. Dass die Kellner einem aber fast die Flasche aus der Hand reissen, wenn man sich selbst spaeter nachschenken will, wuerde man in Deutschland nicht unbedingt erleben…
Koramangala in der Zeit
Die Zeit betreibt einige Blogs. Eins davon heisst Bangalore. Das habe ich grade entdeckt und sogar einen Artikel ueber Koramangala gefunden. Koramangala ist der Stadtteil, in dem ich auch lebe. Aber er passt nicht so wirklich zu der Beschreibung dort:
Vor allem sehen ich hier fanatstische Villen mit üppig blühenden Magnolienbäumen im Garten, die dann so zauberhafte Namen haben wie „Eden Escape“ oder „Hibiscus Habitat“.
Aber vielleicht ist einer der naechsten Absaetze des Raetsels Loesung, warum “mein” Koramangala so ganz anders ist:
die morgens von Chauffeuren in japanischen Geländewägen oder im BMW durch die verstopfen Straßen Bangalores gefahren werden.
Mal abgesehen davon, dass ich hier noch keinen einzigen BMW (dafuer aber schon 3 Mercedes) gesehen habe: Vielleicht wird die Autorin ja in einem Gelaendewagen mit schwarzen Fenstern abgeholt, so dass sie die Stadt nicht sieht. In meinem Koramangala fliesst ein stinkender Abwasserkanal direkt neben einer Muellkippe (keine 100 Meter neben unserem Guesthouse) entlang, sind einige Zelte aufgebaut und wirklich schoene Haeuser gibt es kaum. Ist es schlimm? Nein, es ist vermutlich wirklich einer der besseren Stadtteile. In anderen Stadtteilen, die ich bisher gesehen habe, war es jedenfalls schlimmer. Aber Koramangala ist keinesfalls ein edles Villenviertel.