Tag Archives: Reise

Goa mit AirDeccan

Was ich schon angekuendigt hatte ist jetzt sicher: In knapp 2 Wochen geht es nach Goa. Am 30.3. fliegen wir hin, am 2.4. wieder zurueck. Gestern habe ich die Fluege gebucht – und gleich mal einen kleinen Schock verpasst bekommen. Nachdem ich alles eingegeben und bestaetigt und sogar bezahlt hatte, wollte ich die Tickets ausdrucken. Doch in dem Fenster erschien nur ein One-Way-Ticket fuer den Hinflug. Unter “inbound flight” erschien kein Ticket. Also nochmal zurueckgegangen und gecheckt – ja, ich hatte two-way gebucht. Auf ging es in die Details der Buchung. Dort erschien auch der Rueckflug. Also wo war das Ticket versteckt? Als ich es nochmal oeffnete fand ich es dann: Scheinbar war wegen der nicht grade guten Internetverbindung hier der Ladevorgang genau vor dem Rueckflugticket abgebrochen. Jetzt erschien das Ticket problemlos und ich konnte es ausdrucken. Damit sind alle Vorbereitungen getroffen. Ein Hotel werden wir uns direkt in Goa besorgen, da werden wir vorab keins buchen. Ich bin gespannt, bisher habe ich nur Gutes ueber Goa gehoert.

Die Anreise: Bangalore Flughafen – Schlafzimmer

Hier also der zweite Teil meiner Anreisegeschichte. Der erste Teil endete mit dem Aussteigen aus dem Flugzeug. Hier geht es also dann auch weiter:

Der erste Weg fuehrte mich natuerlich erstmal durch die Passkontrolle. Die lief erstaunlich schnell ab, nach wenigen Minuten (inklusive Anstehen) war ich durch, der eigentliche Check dauerte nichtmal eine Minute. Die kurze Zeit nutzte ich aber, um mir den Raum etwas anzugucken. Ziemlich runtergekommen. Es sah alles so aus, wie man das von einem indischen Flughafen erwartet haette. Das setzte sich uebrigens auch ausserhalb des Raums mit den Passkontrollen fort. Also zum Beispiel im Gepaeckabholraum, in den es als naechstes ging. Mein Gepaeck kam sehr schnell und unversehrt, obwohl ich – wie mir beim Warten einfiel – vergessen hatte, den Koffer zu verriegeln. Mein Koffer hat naemlich ein Zahlenschloss und zwei zusaetzliche Riegel, die das unbeabsichtigte Oefnnen verhindern sollen. Mir schwirrten schon Bilder meiner Sachen verteilt ueber das halbe Bangalorer Rollfeld durch den Kopf, deswegen war ich besonders froh, als der Koffer dann unversehrt auf dem Band angefahren kam.

Mit dem Koffer im Schlepptau ging ich dann erstmal meine letzten 20 Euro in Rupien wechseln. 980 Rupien (wer zu faul zum rechnen ist: 1:50 ist der ungefaehere Kurs) reicher ging es raus, in der Hoffnung, dass mein Fahrer die gute Stunde, die ich zu spaet kam, gewartet hatte. Er hatte. Es stand zwar “Mr Thomas Lootzer, SAP Labs India” auf dem Schild, aber bei stimmendem Vornamen und Firmennamen nahm ich den nicht ganz passenden Nachnamen inkauf. Mit ihm (und einem Kofferzieher, der mein Gepaeckwaegelchen schob) ging ich dann nach draussen, wo er vorlief um sein Auto zu holen. Recht schnell kam er dann in einem weissen Kleinwagen (Lupo-Format) angefahren. Wir verstauten mein Gepaeck auf dem Ruecksitz (in den Kofferraum passte mein Koffer nicht) und fuhren los. Ich war froh, dass jetzt alles vorbei war. Ich rechnete mit ner halben Stunde Fahrt zum Guesthouse, wo ich dann in mein Zimmer fallen wuerde und schlafen wollte. Dieser Traum wurde mir schnell durch seine erste Frage kaputtgemacht: “Where is the guesthouse?”

Offensichtlich wusste der Fahrer nicht mehr als ich. Naemlich dass es zum Guesthouse von SAP gehen sollte. Wo das war, war uns beiden unklar. Immerhin der Stadtteil war ihm bekannt. Mir fiel dann, nach ein paar Schockseunden, ein, dass ich eine gezeichnete Umgebungskarte des Guesthouses hatte. Diese kramte ich aus dem Rucksack und sagte dem Fahrer, wo das Guesthouse war. Ich hatte den Namen einer grossen Strasse neben dem GH und einen Hotelnamen an dieser Strasse. Damit gewappnet fuhren wir dann in das entsprechende Viertel und der Fahrer fragte einfach jeden auf der Strasse, wo das Hotel bzw. die Strasse sei. So kamen wir nach nur einer Stunde am Guesthouse an.

Bevor ich aber vom Guesthouse erzaehle, muss ich ein paar Worte zum indischen Verkehr schreiben. Ich wurde vor ihm gewarnt. Mehrfach. Aber ich verstehe nicht, warum. Jedenfalls solange man nicht auf die Idee kommt, selbst aktiv teilzunehmen. Als Beifahrer ist der Verkehr lustig, sofern man dem Fahrer ein gewisses Vertrauen entgegenbringt. Und die Hupe funktioniert. Die Hupe ist der wichtigste Teil eines indischen Autos. Wenn wir Deutschen blinken hupen die Inder. Wenn wir bremsen hupen die Inder. Wenn wir gas geben hupen die Inder. Wenn wir einfach gar nichts machen hupen die Inder. Das ist die wichtigste Lektion die man lernen muss, wenn man hier faehrt. Kurz danach: Breite des Autos / Breite der Strasse = Anzahl der Fahrzeuge nebeneinander. Spuren? Braucht keiner. Konsequenterweise sind sie auf quasi allen Strassen nicht eingezeichnet. Wenn man den Verkehr in die verschiedenen Richtungen trennen will, so braucht man eine Barriere. Eine Linie reicht nicht, eher eine Leitplanke oder ein Gruenstreifen. Theoretisch herrscht hier Linksverkehr, was sich aber nur darin aeussert, dass man meist links am entgegenkommenden vorbeifaehrt. Wenn niemand kommt faehrt man mittig auf der Strasse oder halt da, wo die Strasse am wenigsten Schlagloecher hat.

Aber zurueck zur Ankunft beim Guesthouse. Kaum das wir vor dem Guesthouse angehalten hatten stand der Sicherheitss-Mitarbeiter davor auf und oeffnete das Tor. Ich unterschrieb dem Fahrer, dass er mich gefahren hatte, und ging nach drinnen. Dort wurde ich vom Manager des Hauses begruesst. Mein kleiner, bescheidener Traum: Mit den Worten “Good evening. We were expecting you earlier. Did you have a pleasent trip? Your room is room number xy, let me show you the way.” begruesst zu werden. Aber, wie das mit Traeumen halt so ist: Es sind Traeume. Die reale Antwort war eher in Richtung: “Hi. Who are you? We have no reservation under that name.”

Ich war dann doch ein wenig gefrustet. Aber es war halb 4 Morgens, ich war seit fast 20 Stunden wach und hatte davor nur 3 Stunden geschlafen – ich war also zu muede um mich aufzuregen. Ich fragte den Manager, ob er sicher sei und was wir nun machen koennten. Er war sicher. Aber er war auch nett, und hat mir einen Raum zugewiesen, der frei war. Erstmal, bis zum Morgen, wo wir dann mit seiner Chefin sprechen wollten. Also ging ich in das Zimmer, schaltete die Klimaanlage an um es von 25 auf 21 Grad zu kuehlen und die Luftfeuchtigkeit zu reduzieren und legte mich aufs Bett. Nur ging das mit dem Schlafen dann doch nicht so einfach, das fehlende Zimmer hatte dem chaotischen Tag den Rest gegeben. Irgendwann gegen 5 schlief ich dann aber doch ein.

Die Anreise: Walldorf – Bangalore Flughafen

Freitag um 3:30 begann meine Reise nach Bangalore. Ich musste noch die letzten Sachen packen, den Schluessel zurueckgeben und konnte dann um kurz vor 4 Uhr ins Taxi zum Bahnhof steigen. Dort begann dann das Chaos, was sich ueber den Tag noch steigern sollte… Ich war um 4 uhr am Bahnhof, mein Zug sollte um 4:22 abfahren. Ein IC. Aber natuerlich war er nicht puenktlich. Er kam rund 10 Minuten zu spaet. Immerhin entpuppte er sich aber als ICE, der nur die Strecke eines ICs fuhr. Und er war leer, so dass ich meinen Koffer nicht hochheben musste, sondern ihn einfach vor zwei Sitze stellte und damit dann insgesamt vier Sitze belegte.

Diese Idzlle hielt aber nur etwa die halbe Fahrt. Dann naemlich kam ein Ehepaar in den Zug, dass unbedingt genau dort sitzen musste. Die Frau kam zuerst zu dem Platz. Und stellte sich dorthin. Und stand. und stand. Sie gucke nicht, bewegte sich nicht – sie stand da einfach nur. Vermutlich glaubte sie, dass der Koffer das schon merken wuerde und von selbst wegrollen wuerde. Tat er aber nicht. Der Mann war dann klug genug, das zu bemerken und fragte mich, ob das mein Koffer sei und ob ich ihn wohl wegnehmen koennte. Also musste ich doch morgens um nichtmal 5 Uhr meinen Koffer hochheben.

In Frankfurt (Flughafen) angekommen machte ich mich gleich auf die Suche nach meinem Ausgang. Welcher das war wusste ich dank der entsprechenden Anzeigen recht schnell. Aber diesen zu finden war nicht ganz so einfach. Im Bahnhof war der Weg nch gut ausgeschildert, doch am Bahnhofsaugang stand dann, dass man, um zum Terminal 2 zu kommen, den Busshuttle nehmen sollte. Die nicht ganz unwichtige Information wo dieser denn abfaehrt, wurde aber leider vergessen. Also sah ich mich nach einem Haltestellenschild um – und fand sogar eins. Dort angekommen entpuppte sich das aber als Mitarbeiterbus. Aber da sich Mitarbeiter ja meuist gut auskennen konnten die mir zumindest den weiteren Weg sagen – und schickten mich ins Terminal 1 nach ganz oben, wo ein Zug zum Terminal 2 faehrt. Soviel zum Thema Busshuttle… Mit dem Zug war ich dann auch schnell im Terminal 1, wo ich gleich neben den Air-France-Schaltern ankam – fuer mich als Air-France-Passagier sehr praktisch. Nach einer kleinen Diskussion mit dem Personal, dass 29,4 kg Gepaeck doch gar nicht so viel ueber den erlaubten 20 kg waere war ich dann auch eingecheckt und begab mich zum meinem Ausgang. Also, liebe Fraportler: Verbessert doch mal eure Beschilderung!

Der Flug nach Paris verlief ereignislos, er war ja auch nichtmal eine Stunde lang. In Paris war – dank guter Beschilderung und einer Karte, die ich beim einchecken in Frankfurt bekommen hatte, der neue Ausgang schnell gefunden. Er lag im wohl haesslichsten aller Flughafengebaeude der Welt, jedenfalls kenne ich kein schlimmeres. Dort stand fuer meinen Flug, dass er puenktlich abfliegen sollte. “Expected Boarding: 10h15”. Um 10:20 hatte sich allerdings immernoch nichts getan, ausser gelegentlichem Kommen und Gehen von Air-France-Mitarbeitern. Kurz danach wurde dann interessanterweise sogar “Boarding: 10h15” verkuendet, das Expected fiel also weg. Dass das nicht stimmen konnte fiel ihnen um 10:30 auf, da wurde dann daraus “Expected Boarding: 10h45”. Um 11:15 (geplanter Abflug war um 11:00) wurde dann wirklich geboarded. Im flugzeug angekommen wurde dann auch erklaert warum: Am Flughafen wurde grade gestreikt, was alles etwas verzoegerte. Ausserdem wurde uns erklaert, dass wir nochmal etwa 30 Minuten warten muessten, weil die Maschine noch gecheckt werden muesse. Warum man uns dann schon aus dem geraeumigen Warteraum in die enge Maschine stecken musste war mir nicht klar. Aber irgendwann ging es dann wirklich los…

Der Flug war wieder langweilig, genau wie der Flug nach Paris auch schon. Offensichtlich lag auf der ganzen Welt eine durchgaengige Wolkendecke, denn bis auf wenig Ausnahmen waren von meinem Fensterplatz aus nur Wolken zu sehen. In Bangalore sogar inklusive Blitze. Aber die Landung verlief wunderbar und damit betrat ich das erste Mal indischen Boden.

Wie es weiter ging auf dem Weg zu meinem Bett (in das ich dringend musste) steht im zweiten Teil.