Regeln und der Umgang der Menschen damit

Der Spruch “Question Authority” ist bekannt? Ja? Gut. Ich würde ihn als “Hinterfrage Regeln” übersetzen. Und ich finde ihn sehr wichtig. Wer Regeln akzeptiert, weil sie Regeln sind, ist meiner Meinung nach ein Depp. Bei jeder Regel, bei jeder Beschränkung sollte man sich fragen, ob sie sinnvoll ist. Das heißt, man wägt den Nutzen, den die Regel bringt, mit dem Schaden ab. Ist der Nutzen größer, ist die Regel offensichtlich gut und richtig, ist dem nicht so, ist sie falsch. Ist eine Regel falsch, so sollte man sie bekämpfen. Wie man das tut ist natürlich von der Regel abhängig. Aber: Ist die Regel sinnvoll, so sollte man sich auch daran halten. Und sinnvoll heißt hier nicht zwangsweise: Sinnvoll für die jeweilige Person. Es heißt sinnvoll für die Allgemeinheit. Für einen einzelnen Autofahrer, der es eilig hat, ist der Halt an einer roten Ampel sicher nicht sinnvoll, für die anderen Autofahrer, die dort grade grün haben, sehr wohl.

Aber wie sieht denn die Realität aus? Ich habe vielfach den Eindruck, dass Menschen Regeln nicht hinterfragen sondern ablehnen. Und zwar nicht aus den Gründen, die ich oben genannt habe (weil sie die Regel für falsch halten), sondern weil es eine Regel ist. Die Menschen sind also nicht gegen das, was die Regel durchsetzen soll, sondern sie sind gegen Regeln an sich. Sie halten sich nicht an erprobte, funktionierende und quasi allgemein akzeptierte Verhaltensweisen – nur um anders zu sein. Um Ärger zu produzieren. Um zu provizieren. Ein neues Gesetz kommt raus, von dessen Thema sie absolut keine Ahnung haben? “Das ist doch Quatsch! Mist! Dreck!”

Und es gibt natürlich die Gegenseite. Sie folgt jeder Regel bedingungslos, ohne zu überlegen, ob sie richtig ist, ob sie wichtig ist.

Menschen, die wirklich hinterfragen, was da passiert, also mit einem gesunden Misstrauen überlegen ob etwas sinnvoll ist und sich vielleicht erstmal alle (oder zumindest einige) Seiten anhören, werden scheinbar immer seltener. Ich persönlich denke von mir, dass ich da dazugehöre (und möchte auf jeden Fall dazugehören). Ich neige dazu, Menschen, die eine Regel schaffen, erstmal zu glauben, dass diese Regel sinnvoll ist. Das gebe ich zu. Aber dieser Vorschuss ist nicht unbegrenzt. Wenn jemand als einziges Gegenargument etwas im Stil von “Die Regel ist Quatsch” anzubieten hat, so ändert das natürlich nichts. Wenn er aber eher in Richtung “Die Regel ist Quatsch weil sie x, y und z nicht berücksichtigt und außerdem von der fragwürdigen Voraussetzung a ausgeht” geht, sieht das ganz anders aus.

Ãœbrigens ist auch die Gegenseite interessant zu kennen. Es ist immer wieder interessant zu hören, wie “Befehle” aussehen, wenn sie von Menschen gegeben werden, die diese Rolle nicht gewohnt sind. Da wird aus einem “Auftrag: Verlegen Sie nach xy!” mal eben ein “Sie verlegen bitte nach xy.” So wurde aus dem Befehl, also einer Anweisung, der Folge zu leisten ist, eine Bitte. Bei manchen “Befehlen” ist der Weg zu “Könnten Sie bitte, aber nur wenn es keine Umstände macht und Sie Lust drauf haben, vielleicht so in der nächsten Zeit, also wenn es Ihnen passt, mal nach xy verlegen?” sogar nicht mehr so weit, wie er seien sollte.

Grundsätzlich denke ich, viele Menschen haben ein Problem mit Autorität. Sobald sie sich Autoritäten gegenübersehen schalten sie in den Stur-Modus und sind dagegen oder befolgen jeden Mist ohne ihn zu hinterfragen. Beides ist gefährlich und dumm. Sobald sie selbst Autorität haben, wissen sie nicht damit umzugehen.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *